Was Tiere uns spiegeln
Was Tiere uns spiegeln

Was Tiere uns spiegeln

Manchmal, wenn ich spazieren gehe und mir Menschen mit Hunden begegnen, erzählen mir diese Menschen gerne von den besonderen Eigenheiten ihrer Lieblinge. In besonderer Erinnerung ist mir eine Begegnung mit zwei älteren Damen, die von zwei wunderschönen Dackeln begleitet wurden.

Eine dickköpfige Dackeldame und ihre freundliche Besitzerin

Eine der beiden Dackeldamen kam zielstrebig auf mich zu und ließ sich ausgiebig kraulen. „Mary“, so erzählte mir die freundliche Dackelbesitzerin überrascht, „ist eigentlich sehr reserviert und dickköpfig. Sie geht nie zu Fremden und kommt auch zu mir nur nach mehrfachem Bitten…“.

Wir kamen ins Gespräch. Sie erzählte mir ausgiebig von den besonderen Eigenheiten von ihrem Liebling und auch, dass es nicht ganz einfach sei, mit einem Dackel zusammen zu leben.

Lächelnd und humorvoll fragte ich sie, ob sie denn auch manchmal dickköpfig und reserviert sei und nur auf mehrfache Bitten zu ihren Freunden käme. Ihre Freundin, die geduldig zugehört hatte, mußte lachen. Es traf mehr als offensichtlich zu. Nicht umsonst haben wir in unserem deutschen Wortschatz das Sprichwort „Wie der Herr so der Hund!“

Es gibt immer mehr Offenheit für die Spiegelarbeit unserer Haustiere

Meistens finden die Menschen, die mit Tieren zusammenleben es faszinierend, wenn sie verstehen, wie sehr ihre Hunde, Katzen, Kaninchen und andere Haustiere ihr eigenes Verhalten im Alltag wiederspiegeln. Ich beobachte immer mehr Offenheit dafür, dass Tiere nicht nur einfach unsere Begleiter sind, sondern uns auch etwas zu sagen haben. Dass sie wie wir Menschen, alle Arten von Gefühlen kennen, wissen Menschen, die eng mit ihren Hunden, Katzen oder mit geliebten Tiergefährten ganz gleich welcher Art zusammen leben.

Tiere haben Gefühle – Englands Gesetzesprojekt mit der Queen als Vorreiter

Gerade vor wenigen Tagen, Mitte Mai 2021, kam eine Mut machende Nachricht in den Medien. „Der Spiegel“ schrieb: Gesetzesentwurf in Großbritannien: „Tiere – sie können Freude empfinden, Schmerz und Leid ertragen: Dass Tiere Gefühle haben, ist längst nicht mehr umstritten. Nun soll dieser Umstand in Großbritannien auch gesetzlich anerkannt werden.“ Nunja, großartig, wenn sich auch auf Gesetzesebene da etwas tut. Inzwischen öffnen sich immer mehr Menschen der Beobachtung, dass Tiere nicht nur eigene Gefühle haben und ausdrücken, sondern ebenso wie unsere Kinder über die Aktivierung ihrer Spiegelneurone Gefühle anderer übernehmen und spiegeln. Die wissenschaftliche Forschung ist der Gesetzgebung hier schon weit voraus.

Was versteckt sich dahinter? Wozu machen die Tiere das?

Unsere langjährige Erfahrung in der Kommunikation und Verhaltensforschung mit Tieren hat ans Licht gebracht, dass Tiere – ebenso wie unsere Kinder – uns mit ihrem Verhalten oft Bereiche aufzeigen, in denen wir selbst nicht in Harmonie mit uns und unserer Umwelt leben. Vor allem was uns im Miteinander mit anderen und bei uns selbst am tiefsten stört, spiegeln uns unsere freundlichen Tierbegleiter wieder – und in diesem Fall meist über ein für uns anstrengendes oder auch besorgniserregendes Verhalten.

Wer ist nicht zu bremsen, mein Pferd oder ich?

Ist es denn wirklich so einfach? Gibt es eine 1:1 Spiegelung vom Tier zu seinem Menschen?

Ein Pferdebesitzer aus der Schweiz nahm mit mir Kontakt auf und bat mich, ihm im Umgang mit seiner Vollblutstute Resina zu helfen. Er hatte schon mehrere Pferdetrainer beauftragt, ihn mit Resina zu trainieren, hatte bei bekannten Spezialisten Reitunterricht genommen und die junge Stute von verschiedenen Personen reiten lassen. Sein Pferd war ihm sehr zugetan, genoss es, von ihm gestriegelt und gekrault zu werden und auch, mit ihm in der Halle des Reiterhofs, wo sie eingestellt, war zu spielen. Alles wunderbar, jedes Mal bis zu dem Moment, wo er versuchte Resina zu reiten. Sie war nicht zu zügeln. Nicht bei ihm! Ihr Besitzer war verzweifelt. Niemand hatte etwas an dem Verhalten seiner Stute dauerhaft ändern können.

Was Tiere uns spiegeln Blogbeitrag Pferd

Ich bat ihn, mir zu beschreiben, wie er selbst im Leben unterwegs war, Wo war er nicht zu bremsen, was waren seine Lebenspläne und -projekte und wie nahm er diese in Angriff? Wo war er ungeduldig und wollte sich keiner Führung unterwerfen? Er war sehr überrascht und wollte es kaum glauben: Tatsächlich erkannte er während unseres Coachings nun in dem Verhalten seiner Stute 1:1 seine eigene Haltung wieder, sobald es darum ging, in seinem Leben voran zu kommen. Er erkannte bei sich die gleiche Ungeduld und Zügellosigkeit, die ihn bei Resina zur Verzweiflung brachte.

Das Tier hält uns den Schlüssel hin zu mehr Ausgeglichenheit

Eine erfolgreiche Entschlüsselung: Resina wurde innerhalb der nächsten Wochen immer ruhiger in der Zusammenarbeit mit ihrem Menschen und ließ sich häufiger auf einen gemütlichen Ausritt ein, ohne zu drängeln. Der Schlüssel zu dieser Verhaltensveränderung war, dass ihr Besitzer mit dieser Erkenntnis und unter Nutzung der von mir aus Frankreich mitgebrachten Vorgehensweise der emotionalen Selbstregulierung ERES (Verlinkung?) nun systematisch dran ging, seine eigene Zügellosigkeit und Unruhe in seinem Leben aufzulösen. Heute sind Resina und er ein harmonisches Mensch-Tier-Freundespaar und genießen mehr als je zuvor das Zusammensein und auch das gemeinsame Ausreiten.

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